Editorial Beiträge Ernst Seibert: Kanon und Klassiker, Traditions- und Schlüsseltexte. Differenzierungen zur geschichtlichen und aktuellen Entwicklung in der österreichischen Kinder-und Jugendliteratur Arno Russegger: "Und dann?" – Zu Mira Lobes Erzählkunst als angewandter Poetologie Susanne Reichl: From Darkest Peru to Contemporary Politics: The Timelessness of Paddington's Search for a Home Jörg Meibauer: Hassrede gegen Besatzungskinder. Eine narrativ-ethische Analyse von Gerta Hartl, Kleines Herz – Weite Welt, Hans-Georg Noack, Hautfarbe Nebensache und Irmela Brender, Der dunkle Spiegel oder die nötige Freundlichkeit Susanne Blumesberger: Annemarie Selinkos frühe Werke. Als vielschichtige Mädchenromane verfasst, als Trivialliteratur wahrgenommen Jana Mikota und Maria Reinhardt: Ist Ermitteln männlich und Banden-Fürsorge weiblich? Weibliche Detektivinnen in Kriminalromanen für Heranwachsende Sandra Tausel: Confronting the Center: Exposing Systemic Racism and Whiteness through The Hate U Give Stephanie Jentgens: Das Fragment in der Kinder- und Jugendliteratur – Zeugnisse einer brüchigen Realität Darlene Buxinski und Cornelius Herz: "Für mich ist immer der Humor am wichtigsten." Elfie Donnelly im Interview (2020) Rezensionen
Als während der Zeit des Nationalsozialismus die Medien überwacht, gesteuert, zensuriert und gleichgeschaltet wurden, waren Medien für Kinder und Jugendliche mitbetroffen. Es wurden Werke geschaffen und gefördert, die mehr oder weniger subtil ein einheitliches Menschenbild propagierten. Andere Medienerzeugnisse wurden ignoriert, verboten und schließlich auch verbrannt. Das Interessante dabei ist jedoch, dass, wie wir aus späteren Berichten wissen, diese Werke zwar rezipiert wurden, jedoch zusätzlich beispielsweise auch unpolitische oder sogar widerständige Bücher zur Hand genommen wurden. Das Streben nach Vielfalt ließ sich schwer unterdrücken. Auch auf der Seite der Urheber*innen lässt sich nur schwer eine Trennung zwischen angepasst und widerständig herstellen. Zu viele Graubereiche gab es, zum Beispiel camouflierte Texte, bei denen politische Bezüge versteckt waren, wie kontrafaschistische, propagandistische oder implizite Texte, die durch Enträumlichung und Entzeitlichung gekennzeichnet sind. (siehe Benner 2015, 24) Der Vortrag beschäftigt sich vor allem mit der Frage wie Propaganda in Kinder- und Jugendmedien funktioniert oder eben nicht funktioniert und welche Faktoren hier unterstützend oder hemmend wirken.
Der Beitrag gibt einen Einblick in die Motivation des Schreibens für junge Leserinnen und Leser am Beispiel österreichischer Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Die Motivationen, für Kinder und/oder Jugendliche zu schreiben, können sehr unterschiedlich sein. Erzieherinnen und Lehrerinnen finden beispielsweise keine geeigneten Unterrichtsmaterialien und schreiben selbst Texte, Mütter oder Großmütter schreiben ihre Gutenachtgeschichten auf, oder die ersten Schreibversuche in der Volksschule wecken den Berufswunsch, Schriftstellerin zu sein. Das Schreiben von Kinderbüchern bildete sich jedoch oft auch aus anderen Tätigkeiten heraus, z.B. gibt es viele Illustratorinnen, die später anfingen, auch die Texte selbst zu verfassen. Manche Schriftstellerinnen wechselten zwischen dem Schreiben für Erwachsene und für Kinder. Zum Teil sind auch Gründe zu nennen, die eher aus dem jeweils eigenen Erfahrungsbereich stammen, wie beispielsweise dem Wunsch, politisch etwas zu bewirken oder die eigenen Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben. ; The article provides an insight into the motivation of writing for young readers using some examples of Austrian writers for children and teenagers. The motivations to write for children and/or young people can be very diverse: for example, educators and teachers cannot find suitable teaching materials and write the texts themselves, mothers or grandmothers write down their favorite bedtime stories, or the first attempts at writing in elementary school raise the desire in a child to become a writer. However, the writing of children's books has often been the consequence of other professional activities: There are many illustrators who later began to write texts themselves. Some writers alternated between writing for adults and for children. In some cases, writers' own experiences are the motivation for writing, such as the desire to contribute to a political change or to pass on one's own life experience to the younger generation.
Themen wie Antisemitismus, Exil, Flucht oder Vertreibung wurden in der deutschsprachigen und vor allem in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg relativ spät und nur sehr zögerlich aufgegriffen. Das hängt sehr stark mit dem damaligen politischen Klima zusammen. Die meisten ÖsterreicherInnen fühlten sich als erste Opfer von Hitlers Annexionspolitik, die jüngste Vergangenheit wurde weder in der Öffentlichkeit, in der Literatur, noch in Schulen thematisiert, sondern meist verschwiegen und verdrängt. Vor allem der Kinder- und Jugendliteratur wurde die Aufgabe zugesprochen, eine heile Welt zu schaffen – vorrangig für jene Kinder, die den Krieg selbst miterlebt hatten. Dabei richtete sich der Fokus auf jene, die während der NS-Zeit in Österreich verblieben waren und nicht auf jene, die selbst von Anfeindungen aller Art betroffen waren. AutorInnen, die aus eigener Erfahrung berichten hätten können, waren noch nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt bzw. wurden auch nicht eingeladen, wieder zurückzukommen. In diesem Klima gab es kaum einen Markt für Kinderund Jugendbücher, die von einer Realität berichteten, die damals und auch lange nach Kriegsende kaum jemand hören wollte. Ein Beispiel dafür ist Mira Lobes Insu-pu. Die Insel der verlorenen Kinder. Das Buch war bereits im Exil verfasst worden und erschien zunächst 1948 in Tel Aviv. In der ursprünglichen Form weist es direkte Verbindungen zu Vertreibung und Exil auf, die in den deutschen Versionen ab 1951 verschwinden. In der Originalversion ist zu lesen, dass eine Kindergruppe aus einem bombengefährdeten Gebiet per Schiff evakuiert wird. In den späteren Ausgaben fehlt dieser Bezug zur Realität. Die Kinder geraten zufällig auf eine Insel, wo sie aus eigener Kraft einen Kinderstaat aufbauen und das eigene Überleben sichern. Der historische Bezug wurde damit gelöscht und mit ihm auch die Chance, sich in der Kinder- und Jugendliteratur kritisch mit der eigenen Vergangenheit zu befassen. Österreichischen AutorInnen wie Alex Wedding, Fred Wander oder der aus politischen Gründen ins Exil gegangenen Hermynia Zur Mühlen, die 1945 in ihrem Buch Little Allies Flüchtlingskinder aus 14 Nationen einander ihre Märchen erzählen lässt, wurden eher in der DDR als in ihrem Heimatland Österreich eine Stimme gegeben. .
This handbook is based on the project "Österreichische Kinder- und Jugendbuchautorinnen" (Austrian Women Writers of children's literature), which was defined as part of the project "biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen" (database of austrian women, http://www.biografia.at), localised on the Institute for Science and Art in Vienna. In the years 1999 to 2002 more than 800 women writers could be described biographically. Among them are many women, who wrote only one single book for children, there are some illustrators who decided to write also the text for their books and there are also some wellknown writers for Children's books, like Christine Nöstlinger, Renate Welsh, Friederike Mayröcker and many others. There ist no time-limitation, so we have a good overlook of the whole production of children's literature in Austria. Austria means by that way to be born in this land or to live here for more than 10 years. Many of the living authors sendt their curriculum vitae and also many experts on this field helped to fill up the entries. But there are great differences between the portraits of the women, differences in the length of the articles, in the presenting details of the lifes and also differences in their way to live, in their political behaviour and so on. Many of the authors had to flee from austria during the time of nationalsocialism because of their jewish origin or their political background. Some of them are nearly forgotten. They were murdered or had to emigrate in a land with another language, the chance to be able to continue the writing career was very small. But we know some women who had the luck to continue the career. Alex Wedding is one of them, she founded with some other writers like Auguste Lazar the proletarian children's literature. Hertha Pauli is one of the women whose career began in her exile, she began to write books for children in the USA. The biographs can be read as a part of austrian culture, as a piece of our own history. It is the intention of this handbook to encourage scientists to study more about the austrian women-writers of children's books and to discuss their publications.
This handbook is based on the project "Österreichische Kinder- und Jugendbuchautorinnen" (Austrian Women Writers of children's literature), which was defined as part of the project "biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen" (database of austrian women, http://www.biografia.at), localised on the Institute for Science and Art in Vienna. In the years 1999 to 2002 more than 800 women writers could be described biographically. Among them are many women, who wrote only one single book for children, there are some illustrators who decided to write also the text for their books and there are also some wellknown writers for Children's books, like Christine Nöstlinger, Renate Welsh, Friederike Mayröcker and many others. There ist no time-limitation, so we have a good overlook of the whole production of children's literature in Austria. Austria means by that way to be born in this land or to live here for more than 10 years. Many of the living authors sendt their curriculum vitae and also many experts on this field helped to fill up the entries. But there are great differences between the portraits of the women, differences in the length of the articles, in the presenting details of the lifes and also differences in their way to live, in their political behaviour and so on. Many of the authors had to flee from austria during the time of nationalsocialism because of their jewish origin or their political background. Some of them are nearly forgotten. They were murdered or had to emigrate in a land with another language, the chance to be able to continue the writing career was very small. But we know some women who had the luck to continue the career. Alex Wedding is one of them, she founded with some other writers like Auguste Lazar the proletarian children's literature. Hertha Pauli is one of the women whose career began in her exile, she began to write books for children in the USA. The biographs can be read as a part of austrian culture, as a piece of our own history. It is the intention of this handbook to encourage scientists to study more about the austrian women-writers of children's books and to discuss their publications.
Im Rahmen der CSR-Arbeitsgruppe an der Universitätsbibliothek der Universität Wien werden in regelmäßigen Abständen Bücher ausgewählt und vorgestellt, die thematisch zu unseren Arbeitsschwerpunkten passen und allen Leserinnen und Lesern Lust darauf machen sollen, sich mit spannenden, aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Alle vorgestellten Bücher sind an der Universitätsbibliothek verfügbar. Das vorliegende, in der UB Wien als Volltext verfügbare Werk, basiert auf der 2012 verfassten Dissertation "Das Modell von Enabling & Disabling Spaces", die im Rahmen des 2008 bis 2013 laufenden FWF-Projekts "Partizipationserfahrungen in der beruflichen Biographie von Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung" im Arbeitsbereich Heilpädagogik und Inklusive Pädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien durchgeführt wurde. Das Ziel des Projekts war Perspektiven und Möglichkeiten von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung beim Berufseinstieg zu erkennen und zugleich subjektive Meinungen von Betroffenen zu sammeln.
Lilli Weber-Wehle zählt zu jenen fast vergessenen Frauen, die in mehrerer Hinsicht für die Forschung unterschiedlicher Fachrichtungen interessant sind. Die Arbeit an zahlreichen einschlägigen Projekten im Rahmen des Großprojekts "biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen" (www.biografia.at) hat gezeigt, dass zahlreiche Frauen wie Lilli Weber-Wehle, die zwei Weltkriege überlebt haben, wegen ihrer jüdischen Herkunft, wenn auch vielleicht nicht direkt betroffen, dennoch unter der Herrschaft des Nationalsozialismus langfristig sehr gelitten haben. Obwohl sie in der Öffentlichkeit gestanden haben und viele von ihnen als Künstlerinnen tätig waren, sind sie dennoch heute kaum präsent. Dabei ist der Lebensweg Lilli Weber-Wehles nahezu typisch für jene jüdischen Frauen, die durch den Holocaust stark beeinträchtigt wurden – durch den Verlust der Familie und des Vermögens, durch traumatische Spuren in der Elterngeneration usw. Meist werden diese Frauen (und Männer) und ihre besonderen Schicksale in der Forschung übersehen, zum Teil auch deshalb weil es oft keine Nachlässe und kaum Erinnerungen an sie gibt. Lilli Weber-Wehles Leben ist dank ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter gut dokumentiert. Herrn Weber ist es zu verdanken, dass er aus Sorge um das Andenken an seine Mutter ihren Nachlass der Universität Wien überlassen hat. In der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte gewinnt man Einblick in ein reiches, vielfältiges Leben, das die extremen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im 20. Jahrhundert widerspiegelt. Das Vorhandensein des umfangreichen persönlichen Nachlasses von Lilli Weber-Wehle, der verwoben mit dem ihrer Mutter Emilie Wehle – sie hat Theresienstadt überlebt – und anderen Verwandten ist, macht die Spurensuche interessant und lohnend. Die Aufzeichnungen, Korrespondenzen, Tagebücher, geschäftlichen Dokumente, Bilder sowie der literarische Nachlass und Originalgegenstände – wie zum Beispiel Sportabzeichen – lassen nicht nur die Person Lilli Weber-Wehles vor unseren ...
Wie man die Umwelt wahrnimmt und interpretiert, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem vom verfügbaren Wissen, vom soziokulturellen Umfeld und vielem mehr. Der Workshop soll sich mit der Frage beschäftigen, ob es gerechtfertigt ist, von einem weiblichen Blick auf die Welt zu sprechen, und wenn ja, wie dieser spezielle Blick charakterisiert werden kann, welche Bedingungen vorhanden sein müssen, damit dieser Blick auch öffentlich sichtbar wird, und vor allem auch, wie sich dieser Blick manifestiert. Der Workshop stellt auch den Versuch dar, eine Zwischenbilanz über zwölf Jahre Frauenbiografieforschung (siehe www.biografia.at ) zu ziehen, eine Art Rückschau auf die bisherigen Forschungsschwerpunkte zu unternehmen und zugleich einen neuen Arbeitskreis vorbereiten. Es ist nämlich geplant, in den nächsten Semestern Frauen aus Politik, Wissenschaft und Kunst vorzustellen, die sich die Umwelt auf eine innovative Weise erfahrbar gemacht, die neuartige Wahrnehmungen und Interpretationen der Wirklichkeit entwickelt und dies auch zum Ausdruck gebracht haben. So haben zum Beispiel Frauenaktivistinnen zunächst einen Blick abseits vom Mainstream auf die Gesellschaft geworfen, Künstlerinnen "ermalen" oder "erschreiben" sich die Welt auf ihre Weise, und Wissenschafterinnen fokussieren möglicherweise andere Probleme als ihre männlichen Kollegen.